Der Ortsverein der Grünen in Kronau hatte zu einer Demonstration für die Demokratie und gegen Extremismus aufgerufen. In dieser überparteilichen Veranstaltung sollten sich Gruppen oder Personen nach eigenen Vorstellungen einbringen. Eingeladen wurden alle Gruppierungen, Vereine, Parteien, die Vertreter der Kirchen und natürlich das Ortsoberhaupt. Wir wollen zeigen, dass wir für einen respektvollen Umgang miteinander, für Vielfalt und Toleranz für alle Menschen einstehen wollen. In ganz Deutschland haben sich massenhaft Menschen auf Plätzen und Straßen zusammengefunden, weil vor allem rechtsextreme Tendenzen unsere Demokratie gefährden. Bei unserem Treffpunkt am Raddrehkreuz Kronau fanden sich über 200 mutige Menschen ein, die zeigen konnten, dass auch Kronau für ein besseres Zusammenleben eintritt. In einer bunten Mischung aus Jung und Alt und einer schönen Atmosphäre standen einige noch länger in der Menschenkette und unterhielten sich auch nach Beendigung der Veranstaltung angeregt mit ihren Kindern, Nachbarn oder Freunden. Ein Teilnehmer bedauerte, dass die CDU, der katholische Pfarrer und vor allem der Bürgermeister der Gemeinde die Einladung nicht annahmen. Er meinte, dass man sich ja schämen müsse, wenn man sieht, dass in anderen Gemeinden und Städten die Vertreter aller demokratischen Kräfte ein Zeichen gegen rechts gesetzt haben.
Die beiden Redner der Kronauer Grünen, Tim Schlochtermeyer und Matthias Eckstein betonten die Gefahren, die wir aus unserer Geschichte leidvoll erfahren haben und die Lehren, die wir daraus ziehen müssen: Nie wieder Faschismus, Rassismus und Nationalsozialismus! Auch der SPD-Vorstand aus Bad Schönborn Dennis Eidner und der stellvertretende Vorsitzende der Jusos Johannes Amann, nahmen in ihren Beiträgen Bezug auf die Geschichte Deutschlands. Das Gedenken an die Holocaust Opfer ist eine Last und Auftrag zugleich. Wir müssen für unsere Demokratie endlich laut werden und an die Adresse der AfD gerichtet: Wer gegen einige ist, ist gegen alle! Wir sind weltoffen, bunt und vielfältig.
Nachdem die Menschenkette gebildet war, sprach Jens Dieß von der evangelischen Gemeinde Bad Schönborn das Gebet der Vereinten Nationen. Darin heißt es unter anderem: „…An uns liegt es daraus einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden… nicht zerrissen in sinnloser Trennung nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung… damit unsere Kinder stolz den Namen Mensch tragen.“
Marcel Reif, der Sportreporter, hat in seiner bemerkenswerten Rede zum Holocaustgedenken am 27.1. im Bundestag an seinen Vater erinnert, der ihm eine anrührende Lebensphilosophie auf den Weg gegeben hatte: Sei ein Mensch.
Ein »Mensch« zu sein, ist im jiddischen Sprachgebrauch mehr als die bloße Tatsache, als solcher geboren zu werden. Das Wort beschreibt eine liebevolle und sensible Person, die mit Integrität und Toleranz handelt und keiner Religion, Partei oder sonstigen Gruppierung sich verpflichtet fühlt. Deshalb hat ein wirklicher Mensch auch Mut das Richtige zu tun, selbst wenn es ihm Nachteile bringt.
Rechtsextreme bedrohen unsere Demokratie. Sie treten immer selbstbewusster und feindseliger auf. Gelingt es der AfD, als dem parlamentarischen Arm der Rechtsextremen, an die Macht zu gelangen, sind Demokratie und Menschenrechte in ihrer Substanz gefährdet.
Die Organisatoren bedanken sich bei allen Anwesenden für ihre Bereitschaft „Gesicht“ zu zeigen. Die Veranstaltung macht uns Mut da weiter zu machen, um noch mehr Menschen für die Verteidigung unserer Demokratie zu gewinnen.